Würdigungen der Fachjury

Siegerbild von Stiel-Eiche, Mollis und «Attraktivster Baum Glarus Nord 2020»

Diese Stieleiche besitzt eine sehr eindrückliche Wuchsform und ist eine gute Botschafterin für den typischen Siedlungsbaum, der mit seinen 150-200 Jahren Generationen und viele Dorfentwicklungen überlebte.

Diese Stiel- oder Sommereiche wird etwa 150-200 Jahre alt sein. Ihre Wuchsform ist sehr eindrücklich und wirkt speziell, wenn man hier durchfährt. Eichen sind ökologisch sehr wertvolle Bäume (Lebensraum für mehrere hundert Tierarten =>hohe Biodiversität; trockenresistent). Sie können mehrere hundert Jahre alt werden und ihr Holz ist sehr nützlich (Bau- und Brennholz; traditionell Eichelmast). Diese Eiche ist eine gute Botschafterin für einen typischen Siedlungsbaum: Denn dieser Baum prägt den Strassenraum und ist somit Zeuge von typischen Entwicklungen und Landschaftsveränderungen der letzten Jahrzehnte in Glarus Nord: Rund herum wurde immer mehr gebaut und der Baum bleibt (noch). Der Standort an der recht hoch frequentierten Strasse lädt nicht besonders zum Verweilen ein, denn es ist sehr laut und hat zu wenig Platz. Aber der Baum ist auch vom Spazierweg, der viel genutzt wird und vom Spielplatz aus sehr gut sichtbar und wirkt von dort aus gut. Die Strasse stellt einerseits ein Hindernis für einige Wildtiere und auch fürs Wurzelwachstum dieser Eiche dar. Andererseits dürften ihre Emissionen diesem Charakterbaum mit zunehmendem Alter auch mehr und mehr zu schaffen machen. Denn er sieht nicht mehr so vital aus. Zum Glück wurde nebenan bereits eine Jungeiche gepflanzt. Ist dies dem Bauminventar und/oder der Eigentümerschaft zu verdanken?

Würdigung zum 2. Platz: Bild Trio von Blutbuchen, Mollis

Das Trio der Blutbuchen stellt das `Tor` zu Mollis dar. Von der anderen Seite kommend, eröffnet sich eine wunderbare Sicht auf Kirche und Fronalpstock.

Das Trio der Blutbuchen stellt das `Tor` zu Mollis dar (wunderbare Sicht auf Kirche und Fronalpstock). Der Standort der Bäume befindet sich zudem in einem riesigen Spannungs-feld, da hier der Siedlungsdruck auf die Natur besonders stark zum Ausdruck kommt. Die Strasse möchte sich immer mehr Richtung Bäume ausbreiten, es fehlt sogar Platz für ein Trottoir. Dieses ist aber nun in Planung, was den Bäumen Kopf und Kragen kosten könnte. Umso mehr müssen die Bäume um ihr Da-Sein und Bleiben kämpfen. Wer war aber zuerst? Wo bleibt der Anwalt dieser Bäume, der aufklärt wer zuerst hier war und deshalb auch berechtigt ist zu bleiben?
So ein gigantisches Trio direkt neben der Strasse (oder fast auf der Strasse) findet sich nicht überall und umso stärker soll man `UM` diese Bäume bauen und Lösungen für die Verkehrsteilnehmer finden. Dies würde ein starkes Zeichen setzen. Nicht die Bäume stehen im Weg, sondern die motorisierten Fahrzeuge. Diese machen den Blutbuchen das Leben schwer. Die Hitze und Trockenheit vom Asphalt und die Abgase- all das macht es umso erstaunlicher, dass sich diese Blutbuchen so gut an ihrem schwierigen Standort behaupten können. Im Hitzesommer 2018 sind reihenweise Buchen wegen der Trockenheit abgestorben, doch diese Buchen scheinen nicht zu verbluten….

Würdigung zum 3. Platz: Bild einer Linde im Dorfzentrum von Bilten:

`Unter den Linden`- diesem Baum gebührt ein wunderbarer Dorf-Sitzplatz unter seiner schönen Gestalt. Schattenspender und Augenweide inmitten der nicht sehr attraktiven Siedlung, direkt an der Durchfahrtsstrasse in Bilten.

Diese imposante, typisch geformte Winterlinde ist ein gutes Beispiel für die Situation von vielen „Dorfbäumen“. Ihre Umgebung nahe der Strasse ist geprägt von einer nüchternen Zweckmässigkeit. Der Baum, der sich auf dem Privatgrundstück wunderschön entfalten durfte, scheint nicht ins Strassenbild eingeplant – er wurde nicht „in Szene gesetzt“, er steht einfach auch noch da. Am meisten fällt die mehrstämmige Linde vermutlich im Herbst auf, wenn sich ihr Laub verfärbt und Passanten durch das trockene Laub auf dem Trottoir rascheln. Sogar dann zeigt die Linde ihre ganze Pracht aber erst, wenn man die Strassenseite wechselt und die schöne Wuchsform aus Distanz betrachtet. So erbringt diese Linde wie viele andere Dorfbäume ihre „Leistungen“ für die Dorfbewohner ohne Aufsehen zu erregen: Im Frühling stimmt sie wohl manchen Spaziergänger mit Vogelgezwitscher in den Tag ein. Und an heissen Sommertagen dürften sich an der Bushaltestelle Wartende in ihren kühlenden Schatten flüchten – ohne darüber nachzudenken, wer ihn spendet. Vermutlich ist diese stattliche Linde bisher erst wenigen Menschen bewusst aufgefallen. Auch das ist typisch für viele Dorfbäume. Erst wenn sie weg sind, nimmt man wahr, dass sie vorher da waren und nun etwas schmerzlich fehlt. Wir wünschen dieser Linde ein langes Leben und die wohlverdiente Aufmerksamkeit.

Würdigung zum 4. Platz: Bild einer alten Linde, am Dorfrand von Bilten

Die Aufnahme bringt den wunderschönen Habitus dieses Baumes zur Geltung und der Standort erinnert an ein Bilderbuch- Hain. Diese Linde hat ein stattliches Alter und einen dicken Baumstamm und ist selten für Bäume im Glarnerland.

Diese Aufnahme einer mächtigen Linde an der Seggenstrasse in Bilten bringt den wunderschönen Habitus dieses Baumes voll zur Geltung. Sie hat ein stattliches Alter. Der dicke, knorrigen Baumstamm ist selten für Bäume im Glarnerland. Man wird erinnert an ein Bilderbuch- Hain.
Mit ihrer mächtigen Krone und den ausladenden Ästen fällt diese Linde von Weitem auf. Dazu trägt auch ihr Standort in einer Wiese und am Rande eines Baches bei. Als der Baum gepflanzt wurde, dürfte die offene Grünfläche um ihn herum noch weit ausgedehnter gewesen sein. Inzwischen ist das Dorf Bilten gewachsen und der Baum steht hart an der Grenze einer Gewässerschutzzone und einer Zone für künftige bauliche Nutzung, was seine Zukunft etwas ungewiss macht. Linden können bis 1000 Jahre alt werden und erleben so manchen Wandel ihrer Umgebung, wenn man sie lässt. Sie sind ein Symbol für Gemeinschaft und Heimat, was doch wunderbar zu einem Dorfbaum passt.

Würdigung 5. Platz: Bild von Linde im Jenny Park in Ziegelbrücke

Diese mächtige Winterlinde kommt in seiner Anmut total gut zur Geltung im passenden Ensemble mit dem historischen Gebäude. Dieser Baum stellt alles andere neben sich in den Schatten und bringt seine eigentliche `Unantastbarkeit` zum Ausdruck.

Das Foto setzt die Winterlinde samt ihrer Umgebung sehr stimmig in Szene und verleiht dem Baum etwas Majestätisches. Die Form der Baumkrone ist eine interessante Mischung zwischen gepflegt und wild, was die etwas distanzierte Eleganz dieser Linde nur noch unterstreicht. Während der Blüte spenden Linden Bienen und anderen Insekten Nektar und Pollen und werden von diesen intensiv beflogen. Mythologisch ist die Linde als Schutz- und Familienbaum von Bedeutung. Sie wurden gerne zur Zierde an markanten Stellen gepflanzt. Auch der prominente Standort dieser Linde direkt an einem Fussweg in einem privaten Park und im direkten Blickfeld zum heutigen Wohnhaus sichert ihr bestimmt viel Aufmerksamkeit. Lindenholz ist weich und wird gerne für Schnitz- und Drechslerarbeiten verwenden. Doch dieser Baum scheint für so profane Zwecke viel zu erhaben.
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