Lisa Hämmerli, aus Glarus, 25 Jahre; Msc. Umweltnaturwissenschaften ETH, Mitorganisatorin des Glarner Klimastreiks am 15.März; Grüne Landratskandidatin (2018/2014)

An der ETH wurde mir klar: die Auswirkungen des Klimawandels sind drastischer, als ich es mir je hätte vorstellen können. Riesig ist die Diskrepanz zwischen Bevölkerung und Wissenschaft. Um das 2° Ziel zu erreichen, muss die ganze Bevölkerung jetzt handeln. Weil die Wissenschaft kein Gehör findet, wende ich mich der Politik zu. Vor den Glarner Regierungsratswahlen im letzten Jahr fragte ich alle Kandidierenden für ein Interview an. Prompt konnte ich sie zu umweltrelevanten Themen befragen. Die Freude über ihre Bereitschaft war gross. Die Realität holte mich schnell zurück: Kein einziger der gewählten Regierungsräte/-rätin will unser Klima retten!

In der Schweiz liegen alle Lösungen (ausser für den Flugverkehr) auf dem Tisch. Doch wer ist die treibende Kraft? Die Interessen der Politik sind kaum langfristig. Das ist keine Kritik, sondern ein Fehler des Systems. Betroffen ist nicht die heutige Wählerschaft, sondern zukünftige Generationen. Schon heute ist der Gletscherschwund sichtbar. Der Klimabericht der Glarner Regierung zeigt auf, dass der Vorabgletscher über einen Kilometer geschrumpft ist. Wenn keine Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgase ergriffen werden, führen extreme Wetterlagen zu Missernten und zur Verknappung der Lebensmittel. Ohne Zweifel: die Schweiz ist genug reich, um sich teure Lebensmittel zu leisten. Die Ärmsten werden hungern.

Ist das gerecht? Liegt es nicht an uns, Verantwortung zu übernehmen? Wenn grüne Anliegen (noch) keine Mehrheit finden, liegt es auch an mir, Verantwortung zu übernehmen. Letztes Jahr habe ich als Landrätin kandidiert. Nun helfe ich als Klimaaktivistin mit, Streiks zu organisieren (am 15. März auch in Glarus!). Ich weiss, die Klimaerwärmung ist die grösste Herausforderung. Alleine kann ich die Welt nicht retten – aber gemeinsam können wir es schaffen.

 

Hier finden Sie die Publikation in der Glarner Ausgabe der Südostschweiz: Polittalk in der Südostschweiz vom 8.3.2019