Was ist beeindruckender und romantischer als in einer klaren Nacht den Sternenhimmel zu bewundern ohne störende künstliche Lichtquellen?
Marlis Murer, Landrätin Glarus Nord

Trends zeigen: Nicht nur im Winter, auch im Sommer werden die Gärten die ganze Nacht über durch solarbetriebene Lampions und Lichterketten beleuchtet. Diese Produkte sind so billig, dass sie häufig nach einer Saison witterungsbedingt den Geist aufgeben und zusätzlich haufenweise Elektroschrott produzieren.

Die Karte Lichtverschmutzung Schweiz zeigt aktuell: es gibt in der ganzen Schweiz keinen Ort mehr, wo in der Nacht natürliche Dunkelheit erreicht wird.

Was ist beeindruckender und romantischer als in einer klaren Nacht den Sternenhimmel zu bewundern ohne störende künstliche Lichtquellen?

Lichtemissionen belasten nicht nur unsere Gemüter und Gesundheit: Viele Vögel und Insekten sowie andere nachtaktive Tiere werden dadurch massiv gestört und müssen ihre Lebensweise komplett umstellen. Darunter leidet das sensible Gleichgewicht unserer Biodiversität.
Schätzungen für die Schweiz ergeben pro Sommernacht im Schnitt 10 Millionen Insekten, die unnötig sterben. In einem ganzen Sommer dürften so vermutlich zwischen 1 und 5 Milliarden Insekten durch Aussenbeleuchtungen zu Grunde gehen.
Die Milliarden von Vögeln, die alljährlich nachts von Europa nach Afrika und wieder zurückziehen, orientieren sich unter anderem anhand der Sterne.
Durch die Lichtverschmutzung werden sie vor allem bei schlechter Sicht von Lichtquellen und von den Lichtglocken über grossen Städten angezogen und von ihrem Weg abgelenkt. Dies führt dazu, dass Zugvögel nachts auf beleuchtete Bürogebäude prallen oder diese sinnlos umkreisen und sterben. Betroffen sind über 450 Vogelarten.

Im Okt. hat der Bund einen 7-Punkteplan zur Vermeidung von Lichtemissionen verabschiedet. Damit er Wirkung zeigt, müssen es alle umsetzen und die Kantone und Gemeinden sollten Vorbildfunktion übernehmen.

Gefreut hat mich, am 18. Nov. in dieser Zeitung zu lesen, dass bei der öffentlichen, unserer Sicherheit dienenden Strassenbeleuchtung in unserem Kanton nun ein Umdenken stattfindet. Mittels warmweisser Lichtfarbe oder mit Blendrastern werden die angrenzenden Häuser vom Licht abgeschirmt und damit Lichtimmissionen vermindert. Mit Sensoren ausgestattete Leuchten reagieren auf sich nähernde Menschen oder Autos und passen ihre Strahlkraft mit bis zu 50% an. Dies hilft gegen die Lichtverschmutzung und fördert die Energieeffizienz. Damit sparen wir bis zu 90% gegenüber einer normalen LED-Strassenbeleuchtung, was durchaus Sinn macht.

Lassen wir uns doch in unserem privaten Bereich davon inspirieren. Denken Sie das nächste Mal nach, bevor Sie Ihre Hausfassade oder den Garten mit blinkenden Lichterketten dekorieren. Auch die Natur sagt danke.

Mehr zum Thema Lichtverschmutzung: www.darksky.ch