Von Priska Müller Wahl, Landrätin der Grünen
Visit Glarnerland wirbt mit erfrischenden Sommererlebnissen: «Der Glarner Sommer ist erfrischend auf mehreren Stufen: Klimatisierende Wälder, angenehme Bergluft, Bad im Bergsee. Alles ganz natürlich.»
Da die Tourismusförderung bald wieder Landratsthema ist, möchte ich den Sommererlebnissen, wie sie Visit Glarnerland vermarktet, etwas genauer nachgehen. Dabei zeigt sich, es braucht eine klare Förderstrategie und mehr Nachhaltigkeit.
Die ökonomische und ökologische Tragfähigkeit ist dabei sehr wichtig. Dazu sollen mehr Touristen öfters kommen und länger bleiben: Wichtig sind besondere Erlebnisse, die auch nachhaltig wirken. Ein Erlebnis ist dann besonders, wenn es sich vom Alltag abhebt und die Gäste in eine Sehnsuchtswelt entführt. Einzigartige Landschaften, wie wir sie im Glarnerland haben, helfen dabei.
Nachhaltig ist ein Erlebnis, das lange im Gedächtnis bleibt. Dazu sollte es emotional bewegen und sinnlich erlebt werden. Ganz besonders gut in Erinnerung bleiben deshalb interessante Lokalgeschichten. Sinnlich erlebbar sind angenehme Geräusche und Gerüche und der Geschmack von kulturellen regionaltypischen Leckerbissen.
Nachhaltigkeit wird aber durch Förderung der Kerninfrastrukturen alleine nicht erreicht. Es gibt sinnvollere Förderansätze, wie ein Blick ins kürzlich erschienene Praxishandbuch «Nachhaltigkeit in Schweizer Tourismusdestinationen» zeigt. Z.B. mehr saisonale Variabilität und regionale Wirtschaftskreisläufe nutzen anstatt einseitig auf Wintertourismus setzen. Das bedeutet standortangepasste Produktion und Anlagen und umweltverträgliche Mobilität. Voraussetzung ist allerdings die gute Zusammenarbeit zwischen den Akteuren und dem Natur- & Landschaftsschutz und Einbezug der Baukultur.
Was bedeutet das konkret für unser Glarnerland?
Ja, das Glarnerland bietet besondere Erlebnisse mit klimatisierenden Wäldern und dank einzigartiger Gebirgslandschaften angenehme Bergluft und Bergseen. Glarner Schabziger und Glarner Pastete bieten einmalige kulinarische Geschmacks-erlebnisse und Kulturgeschichte. Unser Stadtnähe bietet reichliche Potenziale, woraus erfrischende Erlebnisse nachhaltig gestaltet werden können. Dazu muss die Gästepflege verbessert und die Zusammenarbeit mit vielen Akeur*Innen gefördert werden. Nur gut vernetzte Angebote sollen unterstützt werden. Vielleicht ist der Faktor Mensch als optimaler Gastgeber viel systemrelevanter als die herkömmlichen Kerninfrastrukturen.
Das wäre auch aus politischer Sicht der Grünen ein erfrischendes Sommererlebnis und damit lassen sich nachhaltigere Tourismusförderstrategien formen.