von Marius Grossenbacher, Landrat Glarus

Im letzten Jahr hat das eidgenössische Parlament einen Gegenvorschlag zur Vaterschaftsurlaub-Initiative verabschiedet. Es soll einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub geben. Ein Komitee hat nun das Referendum ergriffen und im Januar genügend Unterschriften eingereicht. Im Herbst wird es zur Abstimmung kommen.

Ich werde bald selbst Vater, da ist mir das Thema natürlich nahe. Ich möchte von Anfang an auch für mein Kind da sein. Die Umsetzung des Gegenvorschlags wäre für mich zwar ohnehin zu spät gekommen. Meine Frau und ich sind aber in der komfortablen Lage, dass wir unproblematisch unbezahlte Ferien nehmen und mit den finanziellen Einbussen leben können.

Ich bin der Meinung, dass man das allen ermöglichen sollte, auch wenn es Kosten für die Allgemeinheit mit sich bringt. Eigentlich kämpfe ich aber lieber für eine weitergehende Lösung in diesem Zusammenhang: für Elternurlaub statt Mutter- und Vaterschaftsurlaub. Es geht mir dabei nicht primär um die Anzahl Tage, sondern um Gleichberechtigung im Grossziehen von Kindern und vor allem, dass diese Gleichberechtigung auch in den Köpfen der Leute ankommt.

Als ich einmal in meinem Arbeitsumfeld eine Diskussion hatte, erklärte mir ein Vater, wie verzogen seine Kinder seien. Nun es ist halt, wie leider viel zu häufig, eine schwierige Situation: Frau war immer zu Hause, Scheidung, etc. Trotzdem, es sind ja auch seine Kinder, die er da als schlechterzogen darstellt und für die er die Verantwortung mitträgt.

Für meine Frau und mich war immer klar, dass Kindergrossziehen gerecht aufgeteilt gehört. So werden wir in Zukunft beide unser Pensum reduzieren. Wenn meine Frau allerdings in ihrem Arbeitsumfeld erzählt, dass sie 80% arbeiten möchte, bekommt sie so viele Fragen, ob sie nicht mehr für das Kind da sein möchte. Das hat mich noch niemand gefragt. Wenn, dann wird mir höchstens applaudiert, dass ich mich auch einen Tag «extra» fürs Kind einbringen will. Bis zu gelebter Gleichberechtigung, scheint es mir auch da noch ein weiter Weg.