Ich bin mir sicher, als Glarnerin oder Glarner teilen wir uns eine Erfahrung. Nämlich die, jemandem ausserhalb unserer Landesgrenzen erklären zu dürfen, wo wir zuhause sind. Ich beginne meine Erläuterung immer mit der Wirtschaftsmetropole der Schweiz. Zürich strahlt weit über die Landesgrenzen hinaus. Die Strahlkraft des Kantons Glarus hingegen hält sich in Grenzen. Und darüber bin ich sehr glücklich. Schauen Sie sich nur ein Satellitenbild der Schweiz bei Nacht an, dann verstehen Sie, was ich meine.

Im Kontrast zum gleissend hell erleuchteten Mittelland ist das Glarnerland in weiten Teilen eine wohltuend dunkle Fläche. In einer klaren Sternennacht können wir schon fast in Finken die Wohnung oder das Haus verlassen, um uns die Milchstrasse anzuschauen. Sie ist wunderschön. Solch eine dunkle Nacht hat für uns Menschen einen weiteren Vorteil, wir schlafen nachweislich erholsamer. Nun können wir Menschen auch die Rollläden herunterlassen oder die Brittli schliessen, wenn der Schein einer hellen Lichtquelle unseren Schlaf stört. Dieses Privileg besitzen Tiere nicht, sie sind der Lichtverschmutzung gänzlich ausgeliefert.

Nachtaktive Insekten wie Nachtfalter lockt Kunstlicht aus ihrem Lebensraum. Die Insekten umkreisen die Lichtquelle bis zum Erschöpfungstod oder verbrennen. In der Schweiz verenden in einem Sommer schätzungsweise ein bis fünf Millionen Insekten an solchen Aussenbeleuchtungen. Diese Insekten fehlen, sei es bei der Bestäubung oder als Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Die meist lichtscheuen Fledermäuse geben Jagdgebiete auf, die künstlich beleuchtet werden. Und Zugvögel fliegen überwiegend nachts und navigieren anhand dem Licht der Sterne. Kunstlicht lenkt sie, oft mit tödlichen Folgen, vom Weg ab. Für unser aller Wohl, Menschen, Tiere und Pflanzen, lohnt es sich deshalb, der Nacht ihre Dunkelheit zurückzugeben.

Leider ist in der Schweiz nirgends mehr ein natürlich dunkler Himmel zu sehen, auch nicht bei uns in den Bergen. Versuchen wir gemeinsam, uns dieses Wunder zurückzugewinnen.
Cinia Schriber, Landrätin Grüne Glarus

Die Lösungen dazu sind einfach. Zum einen können Laternen mit Sensoren ausgestattet werden, damit Sie nur bei Bewegung angehen, also dann, wenn sie gebraucht werden. Zum andern sollten Lampen nur nach unten strahlen. Strahlen sie in die Horizontale und nach oben, erhellt dies nicht den Weg sondern nur die Nachtluft. Ich persönlich bin jedenfalls noch nie vom Ausgang heimgeflogen, auch wenn es sich vielleicht das eine oder andere Mal so angefühlt haben mag. Und Werbetafeln werden nach Mitternacht sicher nur sehr spärlich studiert und können darum getrost bis zum Morgen dunkel geschaltet werden.

Diese Massnahmen verbessern sogar unsere Sicherheit. Es mag zunächst einmal überraschen, aber helles und weithin sichtbares Licht irritiert unsere Augen und täuscht Sicherheit nur vor. Tatsächlich verschlechtert sich aber unsere Sicht drastisch in den immer vorhandenen Schattenbereichen. Dort erkennen wir Hindernisse und Gefahren viel besser, wenn unsere Augen nicht von zu hellem Licht geblendet sind.

Leider ist in der Schweiz nirgends mehr ein natürlich dunkler Himmel zu sehen, auch nicht bei uns in den Bergen. Versuchen wir gemeinsam, uns dieses Wunder zurückzugewinnen.

DOWNLOAD PDF