Kolumne «Südostschweiz», 3. Oktober 2025, von Sven Keller, Landrat und Vorstandsmitglied der Jungen Grünen Glarus 

Vor einem Jahr war ich mit Freund*innen in den Ferien. Sie wollten nach Mallorca – und sind hingeflogen. Wie man das halt so macht heutzutage. Ich hingegen nahm den Zug und die Fähre. Drei Tage unterwegs, teurer und unbequemer. Wie kann es sein, dass eine Reise, die massiv weniger Ressourcen verbraucht, so viel mehr kostet als ein Flugticket?

Billigprodukte sind günstig, weil die wahren Kosten – Umweltzerstörung, Gesundheitsfolgen, Klimaschäden – auf die Allgemeinheit und auf kommende Generationen abgewälzt werden. Das muss sich ändern!

In meinen politischen Bemühungen verfolge ich deshalb ein grundlegendes Ziel: Wer Schaden anrichtet, soll auch dafür bezahlen. Das gilt fürs Fliegen genauso wie für Fleisch, Zement, Autos, Kleidung oder Plastikspielzeug. Der Fachbegriff dafür lautet: Kostenwahrheit.

Mit Kostenwahrheit würde “Qualität statt Quantität” endlich wieder konkurrenzfähig. Wer sich jede Woche ein neues Billig-T-Shirt kauft, müsste auch den ökologischen Schaden dafür bezahlen. Das hochwertige Shirt würde hingegen nicht teurer.

Es ist ein häufiges Missverständnis, dass Naturschutz alles teurer machen würde. Die Natur zu zerstören ist so oder so eine extrem teure Angelegenheit. Die Frage ist nur: Sollen die Verursacher bezahlen oder die nächste Generation? Die selbstverständliche Antwort steht in unserer Bundesverfassung Artikel 74 schwarz auf weiss:

“Die Kosten der Vermeidung und Beseitigung [von schädlichen oder lästigen Einwirkungen auf den Menschen und seine natürliche Umwelt,] tragen die Verursacher.”

Wir wollen nur das verbieten und teurer machen, was die Verursacher nicht selbst bezahlen. So wie es die Bundesverfassung vorsieht.
Sven Keller, Landrat und Vorstandsmitglied Junge Grüne Glarus

Aber wäre die Kostenwahrheit nicht ungerecht, weil sich Reiche trotzdem alles noch leisten können? Nein: Die Kostenwahrheit zeigt nur auf, wie ungerecht die Verteilung von Wohlstand ohnehin schon ist. (Für eine gerechtere Verteilung von Wohlstand wählen Sie linke Steuerpolitik.)

Auch die Wirtschaft hätte Vorteile: Wenn Naturzerstörung endlich einen Preis hätte, könnten viele komplizierte Vorschriften wegfallen. Der Markt würde ehrlicher funktionieren – innovativ, effizient und mit weniger Bürokratie.

Darum geht es: Eine Gesellschaft, die im Rahmen der ökologischen Grenzen lebt, im Einklang mit unseren schweizerischen Werten. Wenn Sie also das nächste Mal jemanden über die Grünen schimpfen hören, weil die alles verbieten und teurer machen wollen, denken Sie hoffentlich an meine Worte. Wir wollen nur das verbieten und teurer machen, was die Verursacher nicht selbst bezahlen. So wie es die Bundesverfassung vorsieht.

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