Unser Recht auf eine selbstbestimmte Geburt ist nicht verhandelbar, sondern Grundlage für die Zukunft
Lesebrief von Agnes Leuzinger aus Mollis
Am vergangenen Donnerstag hat der Glarner Regierungsrat sein frisch geschnürtes Sparpaket 2025+ veröffentlicht. Darin enthalten ist auch die sofortige Streichung der Entschädigung des Bereitschaftsdienstes für Hebammen bei Hausgeburten und bei der Wochenbettbetreuung. Zwecks einer Einsparung von gerade mal 11’000 Franken setzt damit der Regierungsrat den Rotstift beim Recht auf eine selbstbestimmte Geburt an.
Vor fünf Jahren durfte ich die Geburt meines Sohnes in der vertrauten Umgebung unseres Wohnzimmers erleben. Die Atmosphäre war ruhig, der Raum erfüllt von entspannender Musik, heimeliger Geborgenheit und der innigen Nähe zu meinem Mann. Diese Geborgenheit und Intimität haben massgeblich dazu beigetragen, dass ich mich während der Geburt sicher und unterstützt fühlte.
Unsere Hebamme Frau Creo spielte dabei eine wichtige Rolle. Mit ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und ihrer einfühlsamen und bestimmten Art hat sie uns durch jede Phase der Geburt begleitet. Sie war nicht nur eine medizinische Fachkraft, sondern auch eine emotionale Stütze, die uns Mut gemacht und Vertrauen geschenkt hat. Ohne ihre Unterstützung wäre diese sehr positive Geburtserfahrung nicht möglich gewesen. Auch nach der Geburt hat sie uns Schritt für Schritt begleitet und uns geholfen, als Familie zusammenzuwachsen.
Hebammen leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden von Mutter und Kind. Sie ermöglichen es Frauen, selbstbestimmt und in einer Umgebung ihrer Wahl zu gebären, was sich positiv auf das Geburtserlebnis und die Bindung zum Neugeborenen auswirkt.
Jede Familie sollte sich eine Hausgeburt und die Unterstützung durch eine Hebamme leisten können, unabhängig vom Einkommen. Selbstbestimmte Geburten dürfen nicht zum Luxusgut werden. Die finanzielle Unterstützung der Hebammen ist eine Investition in die Zukunft. Sie trägt dazu bei, dass Frauen auch weiterhin die Möglichkeit haben, zwischen verschiedenen Geburtsorten zu wählen und eine individuelle Betreuung zu erhalten. Dies fördert nicht nur die Zufriedenheit der Mütter, sondern auch die Gesundheit der gesamten Familie.
Ich bin der tiefen Überzeugung, dass der wichtigen Arbeit, welche die Hebammen leisten, deutlich mehr Wertschätzung gebührt. Und dass es uns als Investition in die Zukunft etwas wert sein sollte, Hausgeburten und Wochenbettbetreuung weiterhin finanziell zu unterstützen. Damit alle werdenden Eltern weiterhin frei und selbstbestimmt entscheiden können, wo und wie sie ihre Kinder ein erstes Mal in die Arme schliessen dürfen.
Agnes Leuzinger, Mollis