Kolumne «Südostschweiz»,  von Cinia Schriber

Dann geht es Ihnen wie mir. Jedesmal, wenn ich einen Artikel über den Klimawandel erkenne, blättere ich nämlich zuerst einmal schnell weiter. Warum? Weil es mich deprimiert. Schlussendlich lande ich dann aber doch bei besagtem Artikel. Warum? Na ja, ich kann ja schlecht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als wüsste ich nicht, dass die Temperaturen steigen. Die Temperaturen steigen trotzdem, denen ist mein Kopf ziemlich egal. Da informiere ich mich doch besser, was noch auf uns zukommt. Doch was lese ich da im sechsten Bericht des Weltklimarats? Möglicherweise ist es Ende dieses Jahrhunderts durchschnittlich 5°C wärmer als zu vorindustrieller Zeit. Schrecklich, ich will mir gar nicht vorstellen, was das für Auswirkungen für die Menschen hat, die dann leben.

Was ich mir sehr gerne vorstelle, sind stolze Glarnerinnen und Glarner. Stolz auf den Entscheid ihrer Landsgemeinde im September 2021, dank dem der Kanton Glarus nun das fortschrittlichste Energiegesetz der ganzen Schweiz besitzt.
Cinia Schriber, Mitglied bei den Grünen Glarus Süd, Physikerin, lebt in Mitlödi

Was ich mir jedoch sehr gerne vorstelle, sind stolze Glarnerinnen und Glarner. Stolz auf den Entscheid ihrer Landsgemeinde im September 2021, dank dem der Kanton Glarus nun das fortschrittlichste Energiegesetz der ganzen Schweiz besitzt. Dieser mutige Kanton Glarus setzt in seiner Energieplanung nun beherzt auf den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien. Er benennt geeignete Standorte für Photovoltaikanlagen und Windräder. Ja, auch für Windräder, die optimale Ergänzung zu Wasser- und Solarstrom. Denn während die Produktion von Wasserkraftwerken und Solaranlagen im Winter sinkt, produzieren Windenergieanlagen zwei Drittel ihres Stroms im Winterhalbjahr.

Möglicherweise kriegen Sie schon beim Gedanken, in der Nähe eines Windrads zu wohnen, einen schmerzenden Magenknoten? Ich kann Ihnen versichern, vor einigen Jahren ging es mir ähnlich. Da fand ich Windenergieanlagen einfach nur furchtbar. Furchtbar hässlich nämlich. Dann wurde ich Mutter und lernte die Welt mit den Augen meiner Kinder nochmals neu zu entdecken. Und was sah ich da? Dass wir im Haus unserer Schwiegereltern direkten Blick auf mehrere Windräder haben. Nachdem mich meine Kinder über alle Details des Windrades ausgefragt hatten, erfolgte täglich ein Kontrollblick aus dem Fenster. Es hätte ja sein können, dass den Windrädern was passiert ist. Und tatsächlich, eines Morgens hörte ich einen panischen Aufschrei: «Die Windräder sind weg!» Wie glücklich waren meine Kinder, als sich der Nebel über Tag lichtete und die verschollenen Windräder wieder auftauchten.

Seither sehe ich die Welt mit anderen Augen. Jedenfalls die Welt der Windräder. Was eine schöne Aussicht ist und was nicht, liegt eben auch im Auge des Betrachters.