Kolumne «Südostschweiz», 19. Dezember 2025, von Sabrina Gallati

Die Idee der Slow Sundays war von Anfang an bestechend klar: An wenigen Tagen im Jahr sollte das Klöntal zur Ruhe kommen – durch bewusst gestaltete, verkehrsberuhigte Sonntage mit Raum für Erholung und Begegnung. Darum ging es im Memorialsantrag «Slow Sundays im Klöntal»: Mobilitätsroutinen aufweichen, das Tal erlebbar machen und Platz schaffen für zukunftsfähige Formen von Mobilität und sanftem Tourismus. Mit seiner Vollzugsverordnung verfehlt der Regierungsrat den Kern des Anliegens deutlich. Unter anderem deshalb, weil der gesamte abfliessende Individualverkehr pauschal ausgenommen wird. Ein echtes Fahrverbot existiert so nicht – nur eine Einschränkung der Zufahrt.

Doch eine Zufahrtssperre gibt es heute bereits: Wenn das Klöntal voll ist, sperrt die Gemeinde seit Jahren temporär den Zugang. Das ist aber eben nicht der Geist der Slow Sundays. Sie sollten eben nicht bloss Kapazitätsbeschränkung reproduzieren, sondern neue Nutzungsmöglichkeiten eröffnen: für Familien, Velofahrende, Fussgängerinnen und alle, die Erholung suchen, ohne im Kolonnenverkehr zu stehen.

Statt Raum für Innovation entsteht nun eine Minimalvariante, die den ursprünglichen Gedanken weitgehend entkernt. Die Chance, Mobilität neu zu denken und das Potential eines ruhigen Klöntals sichtbar zu machen, wurde vertan. Wer Slow Sundays will, muss sie auch so umsetzen, dass sie spürbar werden. Das Klöntal hätte eine echte Entlastung verdient – nicht eine bürokratische Schmalspurversion davon.

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