Mehr Unabhängigkeit dank Solarstrom
Kolumne «Südostschweiz», 14. November 2025, von Agnes Leuzinger, Mitglied Grüne des Kantons Glarus
Der Kanton Glarus steht vor einer historischen Chance: Der Ausbau der Solarenergie ist der entscheidende Schritt, um die Energiesicherheit massiv zu erhöhen und eine neue, zukunftsorientierte Wirtschaftskraft zu etablieren. Unabhängige Studien belegen, dass das Solarpotenzial auf Glarner Dächern und Fassaden mit mehreren Gigawattstunden (GWh) pro Jahr sehr gross ist. Dennoch liegt dieses Potenzial grösstenteils brach: In Gemeinden wie Glarus Süd sind noch viele geeigneten Flächen ungenutzt. Dies zu ändern, erfordert ein entschlossenes politisches Handeln und Umdenken.
Die Grüne Solar-Initiative ist zentral, um die Schweiz von instabilen internationalen Märkten und fossilen oder atomaren Importen unabhängig zu machen. Jede Solaranlage trägt zur dezentralen Produktion bei, was die Resilienz des lokalen Stromnetzes stärkt. Besonders wichtig ist die gezielte Nutzung von Solarfassaden, da diese vor allem im Winterhalbjahr, wenn der Strombedarf am höchsten ist, signifikant zur Stromversorgung beiträgt. Der Bund sollte daher eine verpflichtende Nutzung von Solaranlagen auf allen geeigneten Dächern und Fassaden bei Neubauten und umfassenden Sanierungen einführen. Völlig neu wäre eine solche Pflicht nicht. Denn mit der klaren Annahme des Stromgesetzes wurde bereits eingeführt, dass beim Bau neuer Gebäude mit einer anrechenbaren Gebäudefläche von mehr als 300 m2 ist auf den Dächern oder an den Fassaden eine Solaranlage erstellt werden muss.
Die strategische Bedeutung der Solarenergie geht über die reine Stromproduktion hinaus: Sie ist eine treibende Kraft für regionale Wertschöpfung und die innovative Kreislaufwirtschaft. Der überschüssige Solarstrom sollte intelligent genutzt werden, um digitale Werte zu schaffen. Hierfür bietet sich die Ansiedlung von klimaneutralen Rechenzentren an, welche den Solarüberschuss verarbeiten. Die dabei entstehende Abwärme darf nicht ungenutzt bleiben, sondern muss in einem geschlossenen Kreislauf verwendet werden – etwa zur Beheizung umliegender Gebäude über Wärmenetze oder für Gewächshäuser. Dieser innovative Ansatz schafft nicht nur lokale Arbeitsplätze und stärkt das Gewerbe, sondern generiert durch die Verpachtung von kantonalen Flächen und die Einnahmen aus der neuen Wertschöpfung auch neue Einnahmequellen für die öffentlichen Finanzen.
Die Grüne Partei Glarus setzt sich im Landrat für den Abbau bürokratischer Hürden und für vereinfachte Zulassungsverfahren ein. Auf nationaler Ebene engagiert sich die Grüne Partei mit ihrer Solar-Initiative dezidiert dafür, das enorme Potenzial der Sonnenenergie rasch und konsequent zu nutzen – und damit auch die Energiewende im Kanton Glarus entscheidend voranzutreiben. Die Initiative fordert verbindliche Massnahmen, um die Solarnutzung auf allen geeigneten Flächen zu beschleunigen.
Jeder Glarner und jede Glarnerin kann diesen Wandel aktiv unterstützen: sei es durch das Unterzeichnen der Solar-Initiative, die aktive Beteiligung an Informationsveranstaltungen oder die persönliche Entscheidung für eine eigene Solaranlage.
Der Kanton Glarus hat alle Voraussetzungen – genügend Sonne, ungenutzte Flächen und innovative Nutzungsideen– um eine nachhaltige und sozial gerechte Zukunft für alle Glarnerinnen und Glarner zu sichern, welche unsere Energiesouveränität stärkt und den Kanton ökonomisch voranbringt.